Mit Gefühl – Achtsamkeit in der Chirurgie
„Frau Doktor. Mit Gefühl!“ hallt es durch den OP-Saal. Mein leitender Oberarzt steht etwas belustigt grinsend neben mir. Die Hüftgelenkkapsel bei unserem Patienten mit der fortgeschrittenen Hüftgelenksarthrose ist stark verdickt und ich gerate ins Schwitzen. Für die Implantation der neuen Hüftpfanne reicht meine bisherige Resektion sichtlich nicht aus.

Er tritt einen kleinen Schritt zur Seite und neigt den Kopf zur Seite. „Ein Schnitt. Sicher. Auf den Knochen. Einen großen Lappen raus und fertig.“ Er ist die Geduld in Person. Ich liebe es, mit ihm zu operieren. Gefühlt kann er jede Situation halten, gibt Raum für Lernen und Wachsen. Er fordert mich – immer einen Schritt aus meiner Komfortzone heraus.

„Frau Doktor. Die Station ist am Telefon. Es fehlt wohl eine Unterschrift auf einem Brief und der Patient möchte nach Hause gehen. Und da warten mehrere Angehörige.“ Der OP-Springer sieht mich mit genervtem Blick an. Mein Oberarzt atmet hörbar ein und aus.

Ich entscheide, es ihm gleich zu tun. Einatmen, ausatmen. „Ich bin im OP. Jetzt geht’s nicht. Entweder sie warten auf mich oder sie rufen meinen Kollegen an. Der weiß ebenso Bescheid wie ich.“

Bei der OTA bitte ich um eine neue Messerklinge. Sicht, Schnitt, Resektion. Ich schwitze. Raum schaffen. Die neue Pfanne hat Platz.

Als die neue Prothese sitzt und wir zunähen, stürmt der OP-Koordinator den Saal. „Es ist 16 Uhr. Sie überziehen schon wieder. Jetzt habe ich schon zwei Nachmeldungen von Ihrer Abteilung und Sie haben Dienst. Wissen Sie schon, wie lange Sie dafür brauchen?“ Mein Oberarzt antwortet: „Nein. Ich weiß es nicht. Ich kenne die Patienten noch nicht.“ Mit einem Seitenblick auf mich ergänzt er: „Wenn ich operiere, ist mein Telefon aus.“

„Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich liebe, dann liebe ich.“

Achtsamkeit. Gefühl. Mitgefühl. Selbstführung und Führung. Raum schaffen. Sein.

Alltag. Kleinigkeiten. Ein Fass, das überläuft.

Voller Zuversicht, Vertrauen und Leichtigkeit.

In der Arbeitsgruppe „Achtsamkeit und Selbstfürsorge“ sind alle Chirurginnen willkommen, die Lust auf Mehr haben. Ich freue mich auf Gleichgesinnte, Impulse, Austausch und geteilte Freude.

Diese Arbeitsgruppe beschäftigt sich intensiv mit der Entwicklung kluger Arbeits-, Ausbildungs- und Teilzeitmodelle unter Berücksichtigung des Arbeitsrechtes.
Hier geht es zum einen darum, Arbeitsrechtsverletzungen aufzuzeigen und zum anderen, dem Spagat zwischen Beruf und Familie gerecht zu werden.
Diese Arbeitsgruppe will Wege aufzeigen, wie eine Vollzeitarbeitsstelle mit Kindern organisiert werden kann oder wie bei einer Reduktion auf eine Teilzeitstelle das Recht auf eine Vollzeitstelle erhalten werden kann oder wie z.B. durch ein Splitting zwischen Präsenz- und Homeoffice keine Zeit bis zum Facharzt verloren geht.

Viele von uns haben so viel zu tun, dass kaum Zeit bleibt, aktuelle berufspolitische Debatten und Themen mitzuverfolgen. Da hier aber die Weichen für unsere inhaltliche Arbeit und deren Rahmenbedingungen gestellt werden, können wir es uns nicht leisten, ignorant zu bleiben.

Die AG Berufspolitik strebt an, diese wichtigen Informationen, Debatten und Themen unkompliziert an diejenigen zu bringen, die z.B. sonst nicht die Zeit dafür finden würden, sich die Informationen selbst zu beschaffen.

Zudem möchten wir unsere Mitglieder dazu ermutigen, selber berufspolitisch aktiv zu werden und sich in Gremien, Ausschüssen und Verbänden zu engagieren. Möglichkeiten des Engagements gibt es dabei viele, sei es in den jeweiligen Berufsverbänden, Ärztekammern, Kreisverbänden, Gewerkschaften oder kassenärztlichen Vereinigungen.

Wir bieten allen interessierten Chirurginnen, die berufspolitisch aktiv werden wollen, unsere Unterstützung (wenn es z.B. um Nominierungen oder das Sammeln von Unterstützer:innen geht) und Beratung (z.B. bezüglich bestimmter Formalia) an. Zudem möchten wir mit euch inhaltlich über verschiedene relevante Themen diskutieren und uns gegenseitig darin unterstützen, in diesem Bereich kompetenter, selbstbewusster und besser zu werden (z.B. in der Form von Coaching zu Rhetorik, Vorträgen etc.).

In der AG sind wir den Geschlechterspezifischen Unterschieden in den chirurgischen Fächern auf der Spur. Warum das? Damit wir mit gezielten diagnostischen und therapeutischen Verfahren unseren Patient*innen bessere Gesamtbehandlungsergebnisse anbieten können.
Werde aktiv, sei dabei, bereichere unsere Arbeitsgruppe mit deinen Ideen und deiner Expertise.
Hier noch ein paar interessante Links:

WDR Quarks-Sendung „Gefährliche Gleichbehandlung: Warum wir geschlechtsspezifische Medizin brauchen“ – https://youtu.be/3fdUJIO1_Hc

Neue S2k-Leitlinie zur Harninkontinenz bei Frauen
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/132332/Neue-S2k-Leitlinie-zur-Harninkontinenz-bei-Frauen?rt=7f1a08058462834b1e9f10d419e53f41

Mehr Gendermedizin an der Uni gefordert
https://www.kalapa-clinic.com/de/alles-eine-frage-des-geschlechts-mehr-aufmerksamkeit-fuer-gendermedizin-gefordert/

Studie zeigt: Mangelhafte Versorgung von Frauen mit Gefäßerkrankungen in Deutschland
https://idw-online.de/de/news790727

Gender medicine teaching increases medical students’ gender awareness: results of a quantitative survey.
https://www.egms.de/static/en/journals/zma/2023-40/zma001627.shtml

Fehldiagnose bei Arzt: Die gefährliche Gleichbehandlung der Frau
https://www.ardmediathek.de/sendung/reschke-fernsehen/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLm5kci5kZS80ODY3

Genderbedingte Unterschiede bei Diagnostik und Therapie von Patient:innen mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK)
https://link.springer.com/article/10.1007/s00772-023-01007-2

Chirurgie und Kinder sind eine Herausforderung, aber auf keinen Fall unvereinbar – wie bereits heute viele Kolleginnen dieses Netzwerks zeigen!

Es geht vielmehr um folgende Fragen:

Wie plane ich meinen Wiedereinstieg?

Arbeite ich Voll- oder Teilzeit?

Wie optimiere ich die Rahmenbedingungen?

Wie gestalte ich Gespräche mit Vorgesetzten, um meine Ausbildung voranzutreiben?

Unser Ziel ist es, dass junge Chirurginnen (und natürlich auch Chirurgen) zukünftig ein Arbeitsfeld vorfinden, in dem eine chirurgische Tätigkeit und Förderung der Weiterbildung trotz Elternschaft selbstverständlich ist.

Für Studentinnen, PJlerinnen und Ärztinnen am Anfang ihres Berufslebens bieten wir interaktiven Austausch zu häufigen Fragen und Ängsten im Gruppenchat oder privat, geben Einblick in unsere eigene Anfangszeit in verschiedenen chirurgischen Fächern und unterstützen mit Tipps und Leitfäden vom PJ Tertial bis zum ersten Nachtdienst und darüber hinaus.

Wir sind auf den gängigen Social media Plattformen präsent, weitere Aktionen wie Workshops und Seminare sind in Planung.

Diese Arbeitsgruppe wendet sich an alle Vereinsmitglieder, die eine Niederlassung planen oder im Rahmen ihrer Niederlassung mit unvorhergesehenen Problemen zu kämpfen haben.

Der Schritt in die Niederlassung ist ein Abenteuer, das sich lohnt. Egal ob man eine eigene Praxis neu gründet, einen Sitz übernimmt oder in eine Gemeinschaftspraxis einsteigt, es gibt zahlreiche Wege in die Selbständigkeit. Vielleicht gibt es auch schon eine Praxis in der Familie, die übernommen werden kann? Jede Option hat ihre Vorteile und auch Fallstricke. Die Voraussetzungen zur Zulassung sind von Fachgebiet zu Fachgebiet und von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Wenn man sich mit dem Abschied aus der Klinik beschäftigt, werden zahlreiche Fragen aufkommen und manche Informationen bekommt man einfach nicht über die Starterberatung der KV oder andere Quellen.

Was wird für einen Zulassungsantrag gebraucht?
Welche Zusatzbezeichnungen sind hilfreich?
Wie viele Stunden muss ich eigentlich arbeiten?
Wer hilft mir bei Fragen der Finanzierung?
Welche Versicherungen brauche ich?
Wie funktioniert die Abrechnung?
Was muss man bei ambulanten Operationen beachten bzw. wie werde ich Belegärztin?
Was gilt für die Heilmittelverordnung?
Mit welchen Investitionskosten muss ich rechnen?

Die Antworten zu diesen und anderen Themen wollen wir euch hier anbieten.

Die Phase der Familiengründung und der Schwangerschaft stellt für viele Chirurginnen einen Einschnitt in die berufliche Entwicklung dar.

Noch vor einigen Jahren wurde mit der Mitteilung der Schwangerschaft in vielen Fällen automatisch ein Beschäftigungsverbot erteilt. Viele Chirurginnen, die ihre operative Tätigkeit fortsetzen wollten, teilten ihre Schwangerschaft ihrem Vorgesetzten sehr spät mit.

Um diese Situation zu verbessern, gründeten Dr. Maya Niethard und Dr. Stefanie Donner zusammen mit dem Jungen Forum der DGOU die Initiative „Operieren in der Schwangerschaft“ und erstellten Handlungsempfehlungen im Einklang mit der aktuellen Gesetzeslage.

In Zusammenarbeit mit dem Perspektivforum Junge Chirurgie, insbesondere Dr. Kristina Korsake, entwickelten die Vertreterinnen und Vertreter der chirurgischen Fachgesellschaften das Projekt fachübergreifend, erstellten Positiv- und Negativlisten für diverse Operationen und diskutierten das fachspezifische Risikomanagement (z.B. Strahlenschutz, Infektionsschutz).

Zusammen mit allen Chirurginnen möchten wir ein starkes Netzwerk bilden, um Schwangere zu unterstützen und zu beraten, die ihre operative Tätigkeit fortsetzen möchten. Wir stehen auch in der Beratungsfunktion für die Kolleginnen, die eine Familienplanung und das Weiterbildungskatalog oder chirurgische Karriere unter einem Hut bringen möchten.

Manchmal braucht man für eine Frage mehrere oder neue Sichtweisen. Manchmal hilft es, über Fragen mit Gleichgesinnten zu sprechen. Egal, ob es die Kolleg*innen sind, die Verwaltung, vielleicht auch der weitere Weg, der unklar ist.

Wir vom Team-Troubleshooting möchten Euch zuhören und gemeinsam neue Wege finden. Wir sind Chirurginnen aus verschiedenen Fachrichtungen mit unterschiedlichen Lebens- und Berufswegen.

Egal, ob es ein Kontakt oder mehrere werden. Vieles löst sich am besten zusammen. Manchmal geht einem durch die äußeren Umstände der Spaß an der Chirurgie verloren. Was ist der weitere Weg? Aufhören? Etwas ganz Anderes machen? Coaching? Kann ich das alles? Was soll ich tun?

Innerhalb unseres Netzwerkes möchten wir mit dieser Arbeitsgruppe unsere Mitglieder bei der Durchführung von Forschungsvorhaben unterstützen.

Gerade in diesem Bereich ist die Orientierung am Karrierebeginn oft schwierig und sowohl die AG Wissenschaft als auch das Mentoringprogramm können durch Erfahrungsaustausch und Bündelung von Ressourcen sehr hilfreich sein.

Diese Arbeitsgruppe wendet sich in erster Linie an Frauen, die wissenschaftlich forschen oder forschen wollen.

Durch Hilfe bei der Umsetzung von wissenschaftlichen Projekten, bei der Beantragung von Fördermitteln und durch Bündelung von Synergien oder auch der Bildung gemeinsamer neuer Arbeitsgruppen soll hier ein aktiver Beitrag dazu geleistet werden, Frauen auf dem Weg nach oben zu fördern und zu fordern.